Brotgetreideernte 2024 - Heterogene Ernte stellt Mühlen vor Herausforderungen

Max Rubner-Institut
Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel

Im Rahmen der „Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung 2024“ wurden rund 1579

Weizenproben und 510 Roggenproben eingereicht, damit konnten bislang knapp 90

Prozent der Weizen- und 57 Prozent der Roggen-Proben auf verschiedene

Qualitätsparameter und auf die Belastung mit Mykotoxinen hin analysiert werden.

Nach den sehr nassen und entsprechend schwierigen Aussaatbedingungen im Herbst

2023 kam es regional zu Auswinterungsschäden wegen Nässe im Winter 2023/24. Der

milde und regenreiche Winter ließ das Wintergetreide mit einem kleinen Vorsprung in

der Entwicklung im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt in den Frühling starten.

Die Monate Mai und Juni waren – abgesehen von Teilen Ostdeutschlands –

überdurchschnittlich nass, in der Folge kam es in Süd- und Westdeutschland

gebietsweise zu Hochwasser und überfluteten landwirtschaftlichen Flächen. Auch der

Krankheitsdruck durch Pilzinfektionen war höher als in den trockeneren Vorjahren. Die

im Bundesdurchschnitt im Vergleich zu den Vorjahren geringere Sonnenscheindauer

wirkte sich hemmend auf die Pflanzen- und Kornentwicklung aus. Ab Juli wechselten

sich heiße und trockene Phasen im schnellen Wechsel mit heftigen Schauern und

Gewittern ab. Anders als im Vorjahr, als Erntearbeiten über einen längeren Zeitraum

durchgängig nicht möglich waren, ergaben sich in diesem Jahr immer wieder kurze

Erntezeitfenster.

Die diesjährige Winterweichweizen-Ernte weist im Durchschnitt aller untersuchten Proben

aus dem Bundesgebiet einen gegenüber dem Vorjahr schwächer ausgefallen

Rohproteingehalt von 11,4 % auf (Vorjahr: 11,9 %). Die höchsten durchschnittlichen

Rohproteingehalte weisen die Proben aus Baden-Württemberg (12,1 %), Sachsen-Anhalt

(12, 1 %) und Thüringen (12,3 %) auf. Das Schlusslicht bildet Nordrhein-Westfalen mit 10,3

Prozent, allerdings nur knapp übertroffen von Niedersachsen mit 10,6 Prozent. Auch der

Sedimentationswert, ein indirektes Maß zur Bestimmung der Proteinqualität, liegt mit 36

ml unter dem Niveau des Vorjahreswertes von 38 ml. Die Feuchtklebermenge (23,0 %) liegt

um 1,8 % über dem Ergebnis des vergangenen Jahres (Vorjahr 21,2 %). Da insgesamt die

Klebergüte als gut dehnbar und elastisch einzustufen ist, ist auch in 2024 ein gutes

Backergebnis zu erwarten. Bezüglich des Kriteriums Fallzahl ist die diesjährige Weizenernte

im Vergleich zum durch die lange Ernteunterbrechung geprägtem Vorjahr unproblematisch,

sie liegt im Mittel bei 356 Sekunden. Aus demselben Grund wurde mit 0,04

Gewichtsprozent (Gew.%) bislang deutlich weniger Auswuchs als im Vorjahr (3,53 Gew.%)

festgestellt. Das Hektolitergewicht hingegen zeigt sich in diesem Jahr unterdurchschnittlich

(75,5 kg/hl) und der Schmachtkornanteil liegt im Mittel mit 0,89 Gewichtsprozent in etwa

auf dem Niveau des Vorjahres (0,87 Gew.%).

 

Die diesjährige Roggen-Ernte stellt sich in diesem Jahr, aufgrund des schnellen und

trockenen Ernteverlaufs, deutlich enzymärmer dar. Die bislang untersuchten Roggenpartien

liegen in einem hohen Fallzahlbereich von 277 Sekunden. Analog dazu weist auch die

Stärkebeschaffenheit erhöhte Verkleisterungstemperaturen und Amylogrammmaxima

(72,1 °C; 1181 AE) auf. Das bedeutet, das in diesem Jahr mehr als 99 Prozent der

geernteten Partien die Mindestanforderungen für „Brotroggen“ erfüllen. Abmischroggen

für roggenbäckerisch taugliche Mehle und Schrote steht hingegen nur in sehr geringen

Mengen zur Verfügung. Das Hektolitergewicht (73,3 kg/hl) hat sich gegenüber dem Vorjahr

(72,0 kg/hl) etwas verbessert, der Anteil an Schmachtkorn ist mit 3,0 % gegenüber dem

Vorjahr mit 4,7 % gesunken, regional werden vereinzelt erhöhte Ausbeuteverluste zu

beobachten sein. Das Vorkommen von Mutterkornsklerotien (0,09 Gew. %) ist gegenüber

dem Vorjahr (0,02 Gew. %) erhöht, bislang zeigen 37 % der Proben in diesem Jahr einen

erhöhten Anteil an Besatz (> 0,05 Gew. %) mit Mutterkornsklerotien. Kernaufgabe wird es

sein, die gesunden Qualitäten zu suchen, die es ermöglichen Anforderungen an die

gesetzlichen Grenzwerte zu erfüllen.

Die feuchten Bedingungen zur Getreideblüte und anhaltende Feuchtigkeit während des

Aufwuchses des Getreides führten zu einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine Infektion

mit Feldpilzen. Die Mykotoxin-Gehalte liegen deshalb in diesem Jahr insgesamt auf einem

etwas höheren Niveau als in den Jahren zuvor. Allerdings überschritten bisher nur wenige

der untersuchten Proben die Grenzwerte für Deoxynivalenol und Zearalenon im

unverarbeiteten Getreide. Das Vorkommen an Mykotoxinen liegt, abgesehen von den

Gehalten an Mutterkornsklerotien, zusammenfassend auf einer niedrigen Stufe.

Insgesamt wurde in diesem Jahr eine gute Bandbreite von Brotgetreide-Qualitäten

geerntet, die Beschaffung der entsprechenden Weizen- und Roggenpartien ist für die

Mühlen jedoch anspruchsvoller geworden.

Der Zwischenbericht des Max Rubner-Instituts zur Besonderen Ernte- und

Qualitätsuntersuchung (BBE) kann unter www.mri.bund.de/de/BEE-MRI-2024 abgerufen

werden.

Pressekontakt:

Dr. Iris Lehmann

Max Rubner-Institut

Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel

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