Kommentar zur Ausbildung​

Kommentar zur Ausbildung

Dr. Josef Rampl
Geschäftsführer Bayrischer Müllerbund e.V.

Sehr geehrte Mitglieder,
ausbilden ist eine Herausforderung nicht nur für jeden einzelnen Betrieb, sondern auch für die gesamte Branche. Man muss viel Zeit, Geduld und
persönliche Energie in die Ausbildung junger Menschen investieren. Doch das Ergebnis lohnt sich. Nicht nur aus altruistischen Gründen, um jungen
Menschen zu einer Ausbildung zu verhelfen, sondern aus fundierten wirtschaftlichen Beweggründen heraus, um die fachliche Zukunftsfähigkeit
des eigenen Unternehmens zu sichern.

Die Ausbildung genießt aber leider nicht den Stellenwert, den man sich gerne wünschen würde. Lange Zeit wurde Ausbildung in den Mühlenunternehmen nebenher betrieben oder Auszubildende wurden als billige Arbeitskräfte eingesetzt. Gute Ausbildung ist heute keine wünschenswerte Nebensache mehr, sondern sie ist ein Garant für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens und der gesamten Branche.

Doch geeignete Auszubildende zu finden ist schwierig und heute kein Selbstläufer mehr, denn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich deutlich verschoben. – nicht nur wegen der veränderten Lebensrealitäten der jungen Menschen. Die Zeiten gehören der Vergangenheit an, in denen es weniger Ausbildungsstellen als Bewerber gab. Dies hat sich aufgrund des demografischen Wandels und einem wachsenden Trend zur Akademisierung deutlich verändert. Von 509.000 Ausbildungsstellen in der Bundesrepublik waren im Juli dieses Jahres noch 228.000 unbesetzt, meldet die Bundesagentur für Arbeit. Während früher das Werben um Auszubildende faktisch nicht oder kaum stattfand, muss man heute als Betrieb deutliche mehr Engagement in Sozialen Netzen, Vorträgen in Schulen, Ausbildungsmessen etc. an den Tag legen, will man überhaupt Auszubildende finden und begeistern.

Um junge Menschen in den Müllerberuf zu locken, müssen wir als Arbeitgeber und als Branche attraktiv sein. Ein sicherer Arbeitsplatz alleine und gute Bezahlung reicht als Argument heute nicht mehr aus. Auch die betrieblichen Voraussetzungen müssen stimmen, wie z.B. ein fester Ausbildungsplan,
konkrete Ansprechpartner und regelmäßige Feedbackgespräche. Flexible Arbeitszeitmodelle, Angebote, wie Jobrad, aber auch Bonizahlungen für Extraleistungen können sinnvoll sein und motivieren sowie Sie als Arbeitgeber in ein positives Licht rücken.

Die Auszubildenden dürfen aber nicht nur in Watte gepackt, sondern müssen auch gefordert werden z.B. mit selbständigen Projekten zu Maschinen und Prozessen in den Betrieben, damit die Ausbildungsqualität hoch bleibt.

Ein Blick in die eigene demografische Unternehmensstruktur lässt schnell erkennen, wie viel Fachpersonal Sie in den nächsten 10 – 15 Jahren für den Betrieb Ihrer Mühle benötigen. Wer glaubt, dass diese Ausbildung der Fachkräfte mit speziellen müllerischen Fähigkeiten jemand anders in der Branche für Sie übernehmen wird und müllerisches Know How am Arbeitsmarkt einfach eingekauft werden kann, der irrt. Starke Konzentrationseffekte in der Mühlenbranche über die letzten Jahrzehnte führen dazu, dass die Branche immer weniger vom Fachpersonal still gelegter Mühlen zehren kann. Das Thema Ausbildung ist nicht nur für den eigenen Betrieb, sondern für die gesamte Branche überaus wichtig. Denn mit der Personalentscheidung, ob und welche Azubis wir in den Betrieben einstellen, entscheiden wir auch gleichzeitig darüber, wer in den nächsten Jahren die Leistungsträger in unserer Branche sind.

Die Grundvoraussetzungen für uns als Ausbildungsbetriebe sind gut: Unser Berufsbild braucht sich nicht zu verstecken. Wir dürfen stolz sein auf den Müllerberuf, der abwechslungsreich, vielfältig und erfüllend ist. Dies zeigt sich häufig bei Mitarbeitern, die die Müllerei voll erfasst hat und unzertrennlich mit der Branche und oft auch mit dem Betrieb verbunden sind. Diesen positiven Geist können wir kommunizieren, um die passenden Menschen für unsere Branche zu gewinnen.


Ihr
Dr. Josef Rampl

Autor

Hi! Ich bin Philipp, Administrator dieser Website. Bei Problemen, kontaktiert mich gerne über das Kontaktformular oder per Mail: kontakt@mitteldeutscher-muellerbund.de